Nord - Süd - Tour 2014

Seite 71

 

Tags drauf scheint am Morgen die Sonne. Unsere Wirtin hat uns eine Wegbeschreibung mitgegeben, wir wandern zunächst ein paar Kilometer an der Landstraße entlang Richtung Kremsbrück. An der Zechnerhütte klopfe ich an, weil ich mich vergewissern möchte, wo der richtige Einstieg in die Höhe ist, die wir heute gehen wollen. Der Zechner-Harald stammt aus Pusarnitz und ist hocherfreut, uns zu begegnen. Naa, die Tochter der Premersdorfer Trudl, was für ein Zufall. Die Trudl sei ja quasi eine Jugendfreundin von ihm. Und der Premersdorfer Gastwirt, maa, was habe man dort früher für einen Spaß gehabt, da sei es immer hoch hergegangen. Ja, der Premersdorfer-Rudl habe damals eine Musikbox gekauft, wohl die einzige in der näheren Umgebung, so teuer, von dem Geld hätte man auch zwei VW-Käfer kaufen können. Fünf Schilling für sechs Lieder. Und die Musikbox sei ununterbrochen gelaufen. Was für eine Gaudi. Und nur die besten Gassenhauer. Und erst die Premersdorfer-Hanne. Was für eine freundliche und fleißige Frau. Und sowieso die Eismaschine. Sonntags nach dem Kirchengang, immer gefüllt mit zwei Sorten Eis, Vanille und Erdbeere. Wir verabschieden uns und sollen Grüße ausrichten. Schließlich steigen wir über die Sandrießerhütte wieder auf, wollen nochmal in die Höhe. Unterwegs treffen wir die Sennerin des Hofes, die auf halber Höhe Blaubeeren am Hang sammelt. Auch sie stammt aus Pusarnitz, sei die Pichler-Christa vom Tapezierer unten am Bahnhof. Auch sie kennt meine Mutter aus ihrer Jugendzeit und gibt mir die besten Grüße mit auf den Weg. Oben angekommen werden wir einmal mehr für unsere Mühe belohnt, die Sicht über die Nockberge ist heute richtig gut. Wir wandern einige Zeit auf dieser Höhe Richtung Kremsbrück. Am Kreuzberg schlage ich Thomas eine Abkürzung vor, ein uralter Versorgungsweg führt nach unten und ich meine, ihn vor Jahren schon einmal zusammen mit meiner Mutter gegangen zu sein. Thomas ist skeptisch, meine Abkürzungen seien ja inzwischen legendär und würden oft zu einem erheblichen Mehraufwand führen. Ich bleibe hartnäckig und wir gehen den Hohlweg steil bergab, Wanda lang am Führstrick, damit sie ihren Tritt selbst findet. Tatsächlich kommen wir nach ein paar Kilometern oberhalb von Kremsbrück an einem Bauernhof aus dem Wald. Im Ort finden wir schnell ein Zimmer, Wanda steht in einer stillgelegten Außenanlage des Gasthauses. Hier steht genug Grünes für die Eselin, ich zäune sie sogar noch ein wenig ein. Duschen und danach essen gehen, ein guter Plan als Tagesabschluss. Bei unserer Rückkehr steht Wanda am Biertresen. Ein lustiges Bild, sie hat sich vor dem Regen hierher geflüchtet, direkt in den Windschutz der ehemaligen Schankhütte und eben unmittelbar hinter den ehemaligen Tresen. Es sieht so aus, als wolle sie unsere Bestellung entgegennehmen. Für die Nacht lege ich ihr die Decke über.

zurück zur Startseite ...

weiter zur Seite 72 ...