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Tags drauf scheint
am Morgen die Sonne. Unsere Wirtin hat uns eine Wegbeschreibung
mitgegeben, wir wandern zunächst ein paar Kilometer an der
Landstraße entlang Richtung Kremsbrück. An der Zechnerhütte klopfe
ich an, weil ich mich vergewissern möchte, wo der richtige Einstieg
in die Höhe ist, die wir heute gehen wollen. Der Zechner-Harald
stammt aus Pusarnitz und ist hocherfreut, uns zu begegnen. Naa, die
Tochter der Premersdorfer Trudl, was für ein Zufall. Die Trudl sei
ja quasi eine Jugendfreundin von ihm. Und der Premersdorfer
Gastwirt, maa, was habe man dort früher für einen Spaß gehabt, da sei es
immer hoch hergegangen. Ja, der Premersdorfer-Rudl habe damals eine
Musikbox gekauft, wohl die einzige in der näheren Umgebung, so
teuer, von dem Geld hätte man auch zwei VW-Käfer kaufen können. Fünf
Schilling für sechs Lieder. Und die Musikbox sei ununterbrochen
gelaufen. Was für eine Gaudi. Und nur die besten Gassenhauer. Und
erst die Premersdorfer-Hanne. Was für eine freundliche und fleißige
Frau. Und sowieso die Eismaschine. Sonntags nach dem Kirchengang,
immer gefüllt mit zwei Sorten Eis, Vanille und Erdbeere. Wir
verabschieden uns und sollen Grüße ausrichten. Schließlich steigen
wir über die Sandrießerhütte wieder auf, wollen nochmal in die Höhe.
Unterwegs treffen wir die Sennerin des Hofes, die auf halber Höhe
Blaubeeren am Hang sammelt. Auch sie stammt aus Pusarnitz, sei die
Pichler-Christa vom Tapezierer unten am Bahnhof. Auch sie kennt
meine Mutter aus ihrer Jugendzeit und gibt mir die besten Grüße mit
auf den Weg. Oben angekommen werden wir einmal mehr für unsere Mühe
belohnt, die Sicht über die Nockberge ist heute richtig gut. Wir
wandern einige Zeit auf dieser Höhe Richtung Kremsbrück. Am
Kreuzberg schlage ich Thomas eine Abkürzung vor, ein uralter
Versorgungsweg führt nach unten und ich meine, ihn vor Jahren schon
einmal zusammen mit meiner Mutter gegangen zu sein. Thomas ist
skeptisch, meine Abkürzungen seien ja inzwischen legendär und würden
oft zu einem erheblichen Mehraufwand führen. Ich bleibe hartnäckig
und wir gehen den Hohlweg steil bergab, Wanda lang am Führstrick,
damit sie ihren Tritt selbst findet. Tatsächlich kommen wir nach ein
paar Kilometern oberhalb von Kremsbrück an einem Bauernhof aus dem
Wald. Im Ort finden wir schnell ein Zimmer, Wanda steht in einer
stillgelegten Außenanlage des Gasthauses. Hier steht genug Grünes
für die Eselin, ich zäune sie sogar noch ein wenig ein. Duschen und
danach essen gehen, ein guter Plan als Tagesabschluss. Bei unserer
Rückkehr steht Wanda am Biertresen. Ein lustiges Bild, sie hat sich
vor dem Regen hierher geflüchtet, direkt in den Windschutz der
ehemaligen Schankhütte und eben unmittelbar hinter den ehemaligen
Tresen. Es sieht so aus, als wolle sie unsere Bestellung
entgegennehmen. Für die Nacht lege ich ihr die Decke über.
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