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Am Morgen ist das Wetter nicht gut. Es ist kalt und feucht, die
Wolken hängen tief. Unsere am Tag zuvor gewaschene Funktionskleidung
ist nicht vollständig trocken geworden. Thomas steht im Bad und
föhnt seine Unterwäsche. Wir brechen auf und gehen auch heute hoch
in die Hohen Tauern, folgen im wesentlichen ausgeschilderten
Mountainbike-Strecken und gehen parallel zur Autobahn A 10. An einem
Abzweig folgen wir einem alten Hohlweg sehr steil bergauf und
gelangen an eine kleine Holzbrücke, die über einen Bach führt. Beim
Betreten der Brücke gerät meine Eselin ins Rutschen und lässt sich
kurzerhand auf den Bauch fallen. Relativ unaufgeregt liegt sie dort
und überlässt mir die weitere Planung. Gepäck ab und Wanda in die
richtige Richtung bewegen, damit sie nicht Richtung Bach rutscht und
schon steht meine Eselin wieder auf den Beinen. Es ist nichts
passiert. Wir satteln sie wieder auf, finden allerdings keine
alternative Stelle zum Überqueren des Bachs und sind gezwungen
umzudrehen. Ärgerlich, wir müssen einen längeren Umweg gehen. Am
mutmaßlich höchsten Punkt steht uns derselbe Graben erneut bevor.
Wieder führt eine nasse und schmierige Holzbrücke hinüber. Wir
versuchen, die Brücke mit Erde und kleinen Steinen begehbar zu
streuen, wagen es aber nicht mit Wanda. Für den Moment sind wir ziemlich deprimiert. Unser
Kartenmaterial weist hier am Berg keine alternative Strecke aus. Wir
müssen vielleicht zurück an unseren Ausgangspunkt nahe Kremsbrück.
Wir gehen zurück und fragen an der ersten Hütte nach. Doch, es gäbe
eine Möglichkeit, hochzugehen, erzählt uns eine ältere Dame. Ganz in
der Nähe, versteckt im hohen Gras, zeigt sie uns einen ausgedienten
Wirtschaftsweg, der würde hochführen bis zum Wallner. Dort sei eine
weitere Straße, der wir folgen könnten. Wir sind erleichtert und
steigen hoch. Ab jetzt gehen wir ganz komod am Hang entlang durch die
Hafner-Gruppe der Hohen Tauern. Eins habe ich auf meiner Tour
gelernt: Wenn man unterwegs ist, muss man die Menschen fragen und mit Glück
jemanden treffen, der etwas über ein gutes Quartier erzählen kann.
Wenn dieser Jemand keinen Rat weiß, kennt er aber vielleicht
jemanden, der etwas weiß. So funktioniert Vernetzung und die brauche
ich dringend auf meiner Tour. Das Wetter ist inzwischen gekippt. Im
strömenden Regen gehen wir runter nach Gmünd, und ich weiß, dass wir
uns hier in der kleinen Stadt im Hotel Prunner melden müssen. Der
Hotel-Prunner hat einen Bruder, den Prunner-Landwirt, der soll einen
Stall haben hier in der Stadt. Ich habe Glück. Im Hotel Prunner gibt
es für uns ein nettes Zimmer und beim Bauern Prunner für meine
triefend nasse Eselin einen warmen Stallplatz. Nach dem Essen
breiten wir in der Hotellobby das Kartenmaterial und unsere
Elektronik aus, ich will die neuesten Informationen für meine
virtuellen Mitwanderer bei Facebook online stellen und die Tour für
den nächsten Tag planen. Von Gmünd aus ist es nicht mehr weit bis
nach Pusarnitz.
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