Nord - Süd - Tour 2014

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Meine Rechnung geht auf. Am Sonntag scheint die Sonne, die Sicht ist gut, der Boden ist über Nacht schon verhältnismäßig gut abgetrocknet. Wanda und ich verabschieden uns vom Hüttenteam Richtung Weißpriachtal. Meine Euphorie kennt keine Grenzen, als wir über den Sattel sind und meine Eselin mir kräftig und trittsicher folgt. Ich weiß, sie kann mich nicht verstehen, trotzdem sage ich Wanda, dass sie für mich die beste Eselin der Welt ist und ich bedanke mich bei ihr, dass sie bis hierhin alles so brav mitgemacht hat. Auf dem Weg hinunter müssen wir viele Wasserläufe queren. Die schmaleren Stellen geht meine Eselin inzwischen recht gut, an den breiteren stoppt sie allerdings nach wie vor mit viel Respekt. Mehrere Male versuche ich es ohne Hilfe, öfters kommen wir jedoch jeweils nur mit Unterstützung durch Wanderer rüber, die unseren Weg kreuzen. An einem Wasserlauf, den Wanda eigentlich nicht gehen will, helfen uns Kühe, die hier frei laufen. Mit lautem Glockengeläut folgen sie uns neugierig und scheuchen die Eselin so unbewusst ans andere Ufer des Baches. Der Abstieg vom Sattel ist nur wenige Kilometer kompliziert, bis ich einen Forstweg erreiche. Von jetzt an lässt es sich gemütlich wandern. Ich gehe an einer Kapelle vorbei und erfahre, dass hier heute eine Alpenandacht stattfinden soll. Viele Teilnehmer werden erwartet, die Bewirtung der Leute wird durch alle umliegenden Almhütten sichergestellt. Die Tische vor den Hütten sind feierlich gedeckt und geschmückt, überall duftet es nach leckerem Essen, die Frauen stehen schon seit Stunden in den Küchen. Auf dem Weg nach unten begegnen mir bestimmt an die 200 Menschen, festlich gekleidet, zum Teil in Tracht, alle sind sie auf dem Weg hoch zur Kapelle. Geduldig beantworte ich alle Fragen, werde sogar auf eine Alm eingeladen. Ich lehne dankend ab, möchte gerne weitergehen, durch das wunderschöne Weißpriachtal. Das Tal erstreckt sich über fast 20 Kilometer bis eben vor Mariapfarr. Links und rechts erheben sich gewaltige Bergmassive, schroff und steil, die Niederen Tauern. Heute bin ich einen uralten Übergang und Handelsweg über die Alpen gegangen, den schon die alten Römer genutzt haben. Bei Mariapfarr finde ich Quartier auf einem Bauernhof.

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