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Meine Rechnung geht
auf. Am Sonntag scheint die Sonne, die Sicht ist gut, der Boden ist
über Nacht schon verhältnismäßig gut abgetrocknet. Wanda und ich
verabschieden uns vom Hüttenteam Richtung Weißpriachtal. Meine Euphorie kennt keine
Grenzen, als wir über den Sattel sind und meine Eselin mir kräftig
und trittsicher folgt. Ich weiß, sie kann mich nicht verstehen,
trotzdem sage ich Wanda, dass sie für mich die beste Eselin der Welt ist
und ich bedanke mich bei ihr, dass sie bis hierhin alles so brav
mitgemacht hat. Auf dem Weg hinunter müssen wir viele Wasserläufe
queren. Die schmaleren Stellen geht meine Eselin inzwischen recht gut, an
den breiteren stoppt sie allerdings nach wie vor mit viel
Respekt. Mehrere Male versuche ich es ohne Hilfe, öfters kommen wir jedoch jeweils nur mit Unterstützung durch Wanderer
rüber,
die unseren Weg kreuzen. An
einem Wasserlauf, den Wanda eigentlich nicht gehen will, helfen uns
Kühe, die hier frei laufen. Mit lautem Glockengeläut folgen sie uns
neugierig und scheuchen die Eselin so unbewusst ans andere Ufer des
Baches. Der Abstieg vom Sattel ist nur wenige Kilometer kompliziert, bis ich
einen Forstweg erreiche. Von jetzt an lässt es sich gemütlich
wandern. Ich gehe an einer Kapelle vorbei und erfahre, dass hier
heute eine Alpenandacht stattfinden soll. Viele Teilnehmer werden
erwartet, die Bewirtung der Leute wird durch alle umliegenden Almhütten
sichergestellt. Die Tische vor den Hütten sind feierlich gedeckt und
geschmückt, überall duftet es nach leckerem Essen, die Frauen stehen
schon seit Stunden in den Küchen. Auf dem Weg nach unten begegnen
mir bestimmt an die 200 Menschen, festlich gekleidet, zum Teil in
Tracht, alle sind sie auf dem Weg hoch zur Kapelle. Geduldig
beantworte ich alle Fragen, werde sogar auf eine Alm eingeladen. Ich
lehne dankend ab, möchte gerne weitergehen, durch das wunderschöne Weißpriachtal.
Das Tal erstreckt sich über fast 20 Kilometer
bis eben vor Mariapfarr. Links und rechts erheben sich gewaltige
Bergmassive, schroff und steil, die Niederen Tauern. Heute bin ich
einen uralten Übergang und Handelsweg über die Alpen gegangen, den
schon die alten Römer genutzt haben. Bei Mariapfarr finde ich Quartier auf einem
Bauernhof.
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