Nord - Süd - Tour 2014

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In der Nacht werde ich auf Schlag wach. Ein Geräusch, vielleicht ein menschliches Räuspern, hat mich geweckt. Kann nicht angehen, denke ich, ich bin doch alleine im Raum. Ich habe eine kleine Taschenlampe dabei und leuchte in die Finsternis, kann zunächst nichts erkennen. Dann sehe ich einen Wanderer aus meinem Matrazenlager-Team. Stocksteif und langgestreckt liegt er ohne Decke und Kissen auf der viel zu schmalen Ofenbank. Er schläft trotzdem tief und fest. Was der Hüttentee mit Schuss so leistet und das alles ohne ärztliches Rezept. Bald liegt der Schnarcher dort oben in dem großen Raum vielleicht völlig allein. Morgens um halb sieben zupft mein Nachbar von der Ofenbank leicht an meinem Schlafsack und weckt mich, es gäbe ja gleich um sieben Uhr Frühstück. Während ich noch einigermaßen zerknirscht bin, scheint er trotz der sicherlich unbequemen Nacht auf der Ofenbank total fit und ausgeruht. Eigentlich müsste er wohl älter sein als ich, denke ich. Die Tage am Oberhüttenpass nutze ich für einige kurze Ausflüge ohne Wanda, die warm und trocken, aber allein, im Stall steht. Eselin Gina ist leider zur Zeit doch nicht auf der Alm. Die Sicht ermöglicht mir einen kurzen Aufstieg hoch zum 2.088 Meter hohen Brotrinnl. Von hier kann ich für kurze Zeit hinüberschauen zum Dachstein, als es sich auch schon wieder zuzieht und das Adriatief erneut seine Schleusen öffnet. Ich gehe den Sattel ab und erkunde die Beschaffenheit des Geländes, möchte gerne in Erfahrung bringen, an welcher Stelle ich am besten mit Esel gehen kann. Unterwegs habe ich ein Buch geschenkt bekommen, das ich hier oben zwischen meinen Ausflügen lese. Der zweite Tag am Oberhüttensattel bringt so schlechtes Wetter, dass ich nur kurz vor die Tür gehe, um Wanda zu versorgen. Am Sonntag endlich soll das Wetter besser werden. Ich packe meine Sachen und will am Morgen früh aufbrechen, habe ein gutes Gefühl und richtige Lust auf den Abstieg.

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