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In der
Nacht werde ich auf Schlag wach. Ein Geräusch, vielleicht ein menschliches
Räuspern, hat mich geweckt. Kann nicht angehen, denke ich, ich bin
doch alleine im Raum. Ich habe eine kleine Taschenlampe dabei und
leuchte in die Finsternis, kann zunächst nichts erkennen. Dann sehe ich
einen Wanderer aus meinem Matrazenlager-Team. Stocksteif und
langgestreckt liegt er ohne Decke und Kissen auf der viel zu schmalen
Ofenbank. Er schläft trotzdem tief und fest. Was der
Hüttentee mit Schuss so leistet und das alles ohne ärztliches Rezept. Bald liegt der Schnarcher
dort oben in dem großen Raum vielleicht völlig allein. Morgens um
halb sieben zupft mein Nachbar von der Ofenbank leicht an meinem
Schlafsack und weckt mich, es gäbe ja gleich um sieben Uhr Frühstück.
Während ich noch einigermaßen zerknirscht bin, scheint er trotz der
sicherlich unbequemen Nacht auf der Ofenbank total fit und
ausgeruht. Eigentlich müsste er wohl älter sein als ich, denke ich.
Die Tage am Oberhüttenpass nutze ich für einige kurze Ausflüge ohne
Wanda, die warm und trocken, aber allein, im Stall steht. Eselin Gina ist leider
zur Zeit doch nicht auf der Alm. Die Sicht ermöglicht mir einen
kurzen Aufstieg hoch zum 2.088 Meter hohen Brotrinnl. Von hier kann
ich für kurze Zeit hinüberschauen zum Dachstein, als es sich auch
schon wieder zuzieht und das Adriatief erneut seine Schleusen
öffnet. Ich gehe den Sattel ab und erkunde die
Beschaffenheit des Geländes, möchte gerne in Erfahrung bringen, an
welcher Stelle ich am besten mit Esel gehen kann. Unterwegs habe ich
ein Buch geschenkt bekommen, das ich hier oben zwischen meinen
Ausflügen lese.
Der zweite Tag am Oberhüttensattel bringt so
schlechtes Wetter, dass ich nur kurz vor die Tür gehe, um Wanda zu
versorgen. Am Sonntag endlich soll das Wetter besser werden. Ich
packe meine Sachen und will am Morgen früh aufbrechen, habe ein
gutes Gefühl und richtige Lust auf den Abstieg.
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