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Ankunft in Pusarnitz
Der Überstieg über den Oberhüttensattel wird unsere Königsdisziplin.
Es geht steil hinauf und es sind verschiedene Hindernisse zu
bewältigen. Die in den Weg eingelassenen Viehsperren
sind nicht immer auf die gleiche Art und Weise zu lösen. Manchmal
sind die Stacheldrähte des Zauns an der Seite eh schon viele Male
geöffnet und wieder zusammengerödelt worden, diese Stellen sind
leicht zu gehen. Dann gibt es noch die Stromtore. Von links und
rechts reichen Kunststoffpeitschen mit Litze über den Weg, die
Stelle kann mit dem Auto problemlos durchfahren werden, weil die
Peitschen zur Seite schwingen können und die Autos dabei nicht
beschädigen. Die einfachste Lösung wäre, das Weidezaungerät
auszuschalten. Den Weg hinauf sind die Geräte jedoch oft in
abschließbaren Stahlkästen untergebracht. Ich suche mir einen Stock,
möglichst trocken, drücke die eine Strompeitsche an die Seite und
ziehe mit der anderen Hand und etwas Überredungskunst Wanda hinter
mir her. Und bloß nicht die andere Peitsche berühren. Wenn
allerdings unter dem Gitter auch noch ein Bach verläuft, wird es
knifflig für meine Eselin und mich. An einer Stelle bietet sich
keine andere Möglichkeit an. Wir müssen durch den Bach. Wanda sieht
das ganz und gar anders, sie bleibt wie angewurzelt stehen und auch
alles Bitten und Zetern hilft nicht. Ich kann und darf eigentlich
gar nicht böse sein, meine schlechte Laune bleibt dennoch nichts
aus. Dann höre ich es den Weg von unten leicht klappern. Ein junger Mountainbikefahrer kommt wie gerufen und hilft mir auf bewährte
Weise, indem er sich hinter Wanda stellt und ihr die Hand aufs
Hinterteil legt. Schwupps sind wir drüben und der Fahrradfahrer
wieder auf seinem Sattel. Links und rechts gibt es wenig Grünes und
der Weg ist klar eingegrenzt, so dass ich meine Eselin einfach gehen
lassen kann, damit sie sich ihren eigenen Weg hinauf sucht. Sie geht
mir etwas zu weit auf der Kante, ist jedoch inzwischen so
trittsicher, dass ich mir keine Sorgen mache. Unterwegs ergibt sich
an der Vögeialm die Möglichkeit zur Einkehr, die Hütte befindet sich
jedoch in einem eingezäunten Terrain. Wie ein Fort im wilden Westen
denke ich. Ich komme mit Esel nicht so ohne weiteres hinein. Gitter
in der Straße, rundherum fester Zaun, scheinbar aussichtslos. In der
Nähe entdecke ich einen Stapel Bretter, vielleicht soll an der Hütte
gebaut werden, jedenfalls kommen mir diese Hilfsmittel wie gerufen.
Ich schleppe eine ausreichende Anzahl zum Gitter und lege eine
großzügige Brücke für meine Eselin. Wanda ist überzeugt von meiner
Arbeit und geht hinüber.
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