Nord - Süd - Tour 2014

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Samstag ist das Wetter tagsüber richtig schön. Wanda und ich verabschieden uns nach dem Frühstück von Ingo und seiner Familie und steigen nahe bei Abersee auf. Der Weg ist steil. Meine Eselin hat keine Bergerfahrung und nach kurzer Zeit merke ich, dass sie skeptisch und unsicher ist. Ein kurzes, vielleicht fünf Meter langes Stück, geht es besonders steil hoch. Wanda "zieht die Handbremse an". Nichts geht mehr. Ich habe derartige Situationen erwartet und bleibe ganz ruhig. Der optimalste Fall tritt ein. Mir kommen Wanderer entgegen und ich bitte einen Mann, nur kurz hinter Wanda zu gehen und ihr die Hand auf das Hinterteil zu legen. Es funktioniert. Völlig problemlos bewältigt meine Eselin die Stelle und es kann weitergehen. Wir gehen hoch bis auf 1.228 Meter zur Wetzlerhütte auf der Niedergadenalm. Der Ausblick ins Tal entschädigt mich für die Mühe. Wieder taucht vor mir eine steile Stelle auf. Glatter Stein. Wenige Meter müssen bewältigt werden, oben befindet sich eine Schotterstraße, das weiß ich. Plötzlich rutscht meine Eselin aus und stürzt. Der Schreck fährt mir in die Glieder, kurz bin ich wie gelähmt. Wanda bleibt liegen und im Liegen nehme ich ihr das Gepäck ab. Sie steht auf, wir gehen ein paar Meter, sie ist unverletzt. Gott sei Dank. An Weitergehen ist im Moment nicht zu denken. Ich binde meine Eselstute an eine Fichte und sie beginnt zu grasen, entspannt sich offenbar recht schnell. Ein gutes Zeichen. Mein Adrenalinspiegel klopft mir gefühlt von innen gegen die Schädeldecke, doch ich weiß genau, was zu tun ist. Ich schleppe das gesamte Gepäck ungefähr 100 Meter weiter nach oben und lasse Wanda in Ruhe unten stehen. Zurückgekehrt hoffe ich wieder auf einen Wanderer, ansonsten will ich nach einer Pause in aller Ruhe mit Wanda gehen, einen zweiten Versuch wagen. Tatsächlich taucht ein Mann auf und unterstützt mich, indem er hinter Wanda hergeht. Die Eselin fliegt geradezu ohne jegliche Probleme die steile Stelle hinauf, mir folgend. Leider muss ich noch einmal runter, um die Zaunpfähle zu holen. Was folgt, ist eine ausgedehnte Pause. Ich habe einen Mordskohldampf. Die Strecke bis zur Außerlienbach-Alm ist einfach zu gehen. Dort treffen wir einen Salzburger, der mir ein Plätzchen für mein Zelt zur Verfügung stellt. Wanda steht im Freien, hat aber Zugang zum Heuschober. Morgens kämen immer zwölf große Hirsche zum Grasen, ich bräuchte aber keine Angst zu haben, so mein Gastgeber. Der erste Tag in den Alpen liegt hinter uns, ein Tag mit Handicaps, die wir aber gut bewältigt haben. Die Feuertaufe haben wir also bestanden. Ich hoffe, dass meine Eselin und ich nun von Tag zu Tag sicherer im Gelände werden. Erneut zieht ein Gewitter auf. Es fängt leicht an zu regnen. Ich bin hungrig und müde, aber sehr zufrieden.

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