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Freitag ist es soweit. Ich lasse mir morgens
Zeit und verabschiede mich von meinen Gastgebern. Dann lasse ich
Deutschland hinter mir. Genau auf der Brücke zwischen Simbach und
Braunau verläuft die Grenze zu Österreich unter mir in der Mitte des
Inn. Ich bleibe stehen und genieße den Moment. Ein paar
Spaziergänger nehmen mein Smartphone und machen ein Foto von Wanda
und mir. Ich hebe den Arm und balle die Faust. "Yes, we can!",
flüstere ich meiner Eselstute zu. Jetzt sind wir also in Österreich.
Ich bin ein wenig gespannt darauf, ob mir die Menschen auf meinem
weiteren Weg ebenso gastfreundlich begegnen wie bisher. In Braunau
kommt mir ein Motorroller entgegen, fährt an mir vorbei, bremst,
kehrt um und kommt zurück. Er sei so beeindruckt von unserem
Anblick, fragt nach unserem Weg und drückt mir zehn Euro in die
Hand. Futtergeld für meine Eselin, sagt er und verabschiedet sich
Richtung Innenstadt. Ich gönne mir in Braunau ein richtig fettes
Eis, Wanda bekommt ihre Möhren etwas später. Ach ja, und eine
Sonnenbrille ist wieder fällig, die Dinger halten dem Druck einer
Trekkingtour einfach nicht stand. Meine weitere Route ist Richtung
Wolfgangsee programmiert, zu meinem Cousin Ingo, einem sehr
erfahrenen Alpen-Mountainbike-Sportler. Mit Ingo will ich besprechen,
welcher Pass über die Alpen für Wanda und mich am geeignetsten
erscheint. Ich fühle mich frisch und munter, absolut motiviert. Auch
meine Eselin ist tadellos in Schuss. Wir wandern bis
Helpfau-Uttendorf und finden bei Ferdinand und Anna Augustin ein
Plätzchen für die Nacht. Ich kann die beiden nur schwer verstehen, muss
mich wohl erst einhören in den Dialekt. Im Stall steht ein beeindruckend großes Pferd, eine
Norika-Stute. Wanda kommt zu Besuch, ich
schlafe auf meiner Isomatte im Wintergarten. Morgens verabschiede
ich mich von meinen Gastgebern. Ferdinand schaut mich strahlend an
und sagt:" Was hast Du für ein Glück, dass Du gestern bei uns
gefragt hast." Das stimmt, kommt so liebenswürdig rüber und
bewegt mich. Den ganzen Tag denke ich zurück an seine Worte. Ich gewöhne ich mich
langsam daran, in Österreich zu sein. Genauer gesagt wandere ich
gerade durch Oberösterreich, das direkt an Bayern angrenzt. Mein Weg
durch das nördliche Alpenvorland ist geprägt durch eine teils
flachhügelige, teils hügelige Wald- und Wiesenlandschaft. Mittags
kann ich in der Ferne die Alpen erkennen. Sehnsucht macht sich
bemerkbar. Ende dieser Wanderwoche lande ich in Aug in der Nähe von
Friedburg. Ich zäune Wanda ein, schlage mein Zelt auf. Der Himmel
wird dunkler und dunkler, es wird wohl ein Gewitter geben.
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