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Eseltag am 10. Juni im Arche-Park Warder.
Natürlich ist auch die Eselkoppel an der Schlei mit von der Partie.
Martina Franca Stute Wanda und ich haben uns zusammen mit Golden
Retriever Eddie rechtzeitig in Bewegung
gesetzt, um am kommenden Wochenende mit dabei zu sein. Zu Fuß befinden
wir uns seit dem 5. Juni nachmittags auf dem Weg nach Warder in Europas
größten Tierpark für seltene und vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen.
Folgende Blogs berichten über unsere kleine Tour.
Dienstag, 5. Juni
Schafskälte!! Ich mag es eigentlich
nicht mehr hören. Der Juni startet bitterkalt in den bevorstehenden
Sommer. Tief "Bergit" immerhin lässt mit Starkregen und
möglicherweise noch tieferen Temperaturen auf sich warten. Heute
Morgen war von Konkurrenz zwischen ihr und dem Hoch "Rolf" zu lesen.
Gegen 17:00 Uhr findet eine letzte Lagebesprechung auf der
Eselkoppel statt. Wir gehen noch einmal kurz die Ausrüstung durch
und stimmen uns ab, wie wir die Informationen für die täglichen
Blogs abends nach Brodersby übermitteln wollen. Dort sitzt der
fleißige Blog-Schreiber. Wanda ist gut und sicher bepackt, alles ist
an Ort und Stelle. Wir starten bei angenehmen 16-17 Grad gegen 17:00
Uhr von der Eselkoppel. Fleckeby ist nicht weit entfernt, also nur
eine kleine Etappe für den Rest des Tages. Wir überqueren die Schlei
in Missunde und wandern durch den Wesebyer Wald, an der Schlei
entlang, am Zeltlager Weseby vorbei nach Fleckeby. Dort wartet bereits
Eselfreund Georg auf uns. Trotz der niedrigen Temperaturen habe ich
keine Scheu, mein Zelt im Garten aufzuschlagen. Mit "Isomatten- und
Schlafsack-Hightech" funktioniert das, das weiß ich aus Erfahrung.
Wanda geht es gut, sie übernachtet in meiner Nähe und ruft ab und zu
nach ihren Koppel-Leuten. Georg, selbst ein Poitou-Esel-Fachmann,
und ich sinnieren noch eine Weile über den einstigen
Poitou-Zuchthengst der Arche Warder „De Gaulle“, der
bedauerlicherweise im März dieses Jahres verstorben ist. Bin mal
gespannt, ob Wanda mich Morgen früh wecken wird ...
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Mittwoch. 6. Juni
7:00 Uhr. Nicht erfroren; im
Gegenteil, ich habe sehr gut geschlafen und fühle mich ausgeruht.
Neben mir im kleinen Salewa liegt Eddie auf der Eseldecke und
schlummert noch vor sich hin, die Augen einen kleinen Spalt
geöffnet. Ich bin ganz stolz auf ihn, immerhin seine erste Nacht in
einem Zelt, ganz ohne Probleme. Draußen höre ich schon das vertraute
Zupfen. Wanda stärkt sich für den Tag. Frühstück gibt es ganz kommod
im Haus bei den Kruses und gegen 10 Uhr habe ich dann wieder alles
gepackt und am Sattel verzurrt. Von Fleckeby aus gehen wir den
Naturparkweg durch die Hüttener Berge. Tagesziel ist Holzbunge bei
Sabine Rathmann, ebenfalls eine Eselfreundin. Etwa 20 km trennen uns
von unserem nächsten Quartier. Das Allerschönste ist zunächst, dass
die Sonne scheint, auch nicht verdeckt durch die Venus, denn dieses
Naturschauspiel ist längst gewesen. Unser kleiner Treck ist gut
gelaunt. Das soll sich zum Teil allerdings im Laufe des Tages noch
ändern, weil Regen vorausgesagt ist und tatsächlich dann auch kommt.
Wir fallen unterwegs nicht übermäßig auf. Das hängt möglicherweise
auch damit zusammen, dass wir auf der gesamten Wegstrecke nur drei
Menschen Treffen. Alle anderen sitzen wahrscheinlich Zuhause am
warmen Kamin. Trecking mit Eseln bedeutet gleich bleibendes Tempo,
da kann kommen was will. Freiraum für die Seele, ich kann meine
Gedanken schweifen lassen. Am Bistensee gönne ich mir an einem
netten Kiosk einen heißen Milchkaffee und ein leckeres Stück Kuchen.
Das Wetter ändert sich zusehends. Es fängt an zu nieseln, und das
finden Mensch und Tier nicht so klasse. Holzbunge allerdings ist
nah. Im Hanwag meldet sich eine kleine Blase, die dann später durch
Einlegen von Spitzwegerich direkt in die Socke, behandelt wird. Eben
bei Sabine Rathmann. Die Tiere werden gemeinsam versorgt und das
Zelt bleibt für heute Nacht im Transportsack. Nachher dann schön in
den Redderhus-Krog, den Wein der Region testen. Das Leben kann
so einfach sein :-)
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Donnerstag, 7. Juni
Blasenpflaster! Ist gefühlt
hilfreicher als Spitzwegerich. Sonst ist aber alles ok. Ich bin auf
dem Weg zur Fähre nach Sehestedt, muss dort über den
Nordostseekanal. In Bünsdorf komme ich so direkt am Kindergarten
vorbei, dass Wanda und ich kurz entschlossen einen Blick in die
Räumlichkeiten wagen. Drinnen sitzen die Kinder zum Morgenkreis und
können es kaum fassen, was sich da für Nasen von außen an die
Scheibe drücken. Helle Aufregung, Stuhlkreis ist ja eh langweilig.
Die ganze Gruppe kommt heraus und mit großem Hallo werden wir
begrüßt. Tja, so schnell kann man Tageshöhepunkt werden. Und es
kommt noch besser. An und auf der Fähre in Sehestedt bleiben Wanda,
Eddie und ich ziemlich gelassen, kennen das ja gut von der Schlei in
Missunde. Auf der anderen Seite steigt ein Mann aus einem Wagen und
ist hocherfreut. So ein Zufall, so etwas Besonderes habe er ja lange
nicht gesehen. Seit nunmehr 20 Jahren liefere er als professioneller
Fotograf die Titelbilder für das Bauernblatt und stellt sich
schließlich als Herr Dietrich Habbe vor. Zuhause sitzt meine
Infoquelle und teilt mir später mit, dass Herr Habbe eine sehr
schöne Internetseite habe. Schnell verabreden wir uns also für einen
Fototermin an der Königsförder Schleuse bei Krummwisch. Das bedeutet
für uns einige Kilometer mehr, aber den Spaß wollen wir auf keinen
Fall verpassen. 10 km den Kanal Richtung Osten, Fell und Haare
sitzen. Also, auf geht´s. Über die Brücke an der Schleuse und
zurück. Und noch mal. Eddie ist total irritiert. Ich binde ihn kurz
fest und gehe 50 m ohne ihn. Der Golden Retriever fängt ganz
jämmerlich an zu winseln, hat wohl Angst, ich würde ihn
zurücklassen. Stress pur für uns Drei, aber so ist es eben, wenn man
Germany´s next Top-Trekking-Truppe werden will. Die Quittung kommt
dann prompt. Irgendwie habe ich vergessen, einen Packsack richtig
zuzurollen und stelle nach ein paar Kilometern fest, dass mein
Knäckebrot verschwunden ist. Sonst nichts, aber mein Knäckebrot,
bedauerlich. Und einigermaßen runde Füße und Hufe haben wir auch
schon. Eigentlich will ich noch nach Schornsteinkate, eine Falknerin
besuchen; allerdings sind wir jetzt 9 Stunden unterwegs, Zeit ein
Quartier zu suchen. Wieder ein Kindergarten am Weg. In Bredenbek und
genau gegenüber ein sympathisch wirkender Resthof. Wir werden
herzlich aufgenommen und sind glücklich, dass wir einen solch
schönen Tag hatten. Ein Restaurant allerdings ist weit und breit
nicht auszumachen. Also gibt es Haferflocken mit Trockenobst in
Wasser gekocht, mit Zucker und einer kleinen Priese Salz immerhin.
An Löwenzahn kauen wäre noch weniger lecker.
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Freitag, 8. Juni
Ich will gar nicht aufstehen! Der Regen trommelt auf das Außenzelt.
Hier drinnen ist es klamm. Gemütlich kenn´ ich anders. Schließlich
schälen Eddie und ich uns raus in die nasse Wirklichkeit; wir
jedenfalls sind trocken, Wanda dort auf der Wiese ist ziemlich
durchnässt. Aber...., die Temperaturen sind klar gestiegen. Nasse
Sachen verpacken sich ziemlich einfach, Sack auf, klatsch rein. Na
ja, wird ja heute Abend alles wieder aufgebaut und kann dann
hoffentlich trocknen. An dieser Stelle sei allen Leserinnen und
Lesern dieses kleinen Blogs empfohlen, am Sonntag zum Eseltag im
Arche-Park Warder zu kommen. Viele Esel und Mulis werden erwartet
und die Esel- und Mulifreunde bieten allen Besuchern ein
ausgesprochen interessantes Programm. Wer z.B. immer schon mal einen
Esel-Führerschein machen wollte, hat in Warder die Gelegenheit dazu
und muss schon deswegen einfach dabei sein. Zusammen mit den
Langohren werden leichte und kniffligere Aufgaben gestellt, die
aber bestimmt für jedermann zu lösen sind. Außerdem gibt es
Vorführungen und kleine Vorträge, die belegen, dass Esel gar nicht
so stur sind, wie sie oft gehandelt werden. Und wer die Eselleute
hautnah erleben möchte, vielleicht Lust hat auf ein nettes Gespräch
am Lagerfeuer, der kommt bereits am Samstag und besucht uns im
Esel-Camp. Doch zurück zu meiner Tour. Am Westensee werde ich
freundlicherweise zum Kaffee eingeladen, ebenso später am Pohlsee,
wirklich sehr nette Menschen, die hier leben. Schließlich liegen nur
noch wenige Kilometer vor uns bis zum letzen Etappen-Ziel: Dem
Arche-Park in Warder, Europas größtem Tierpark für seltene und vom
Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Das Wetter ist jetzt angenehm,
es ist warm, die Sonne scheint. Wanda, Eddie und ich sind unterwegs eng
zusammengewachsen. Meine hübsche Eselstute
ist so richtig auf´s Wandern eingestellt, hat einen schönen
Rhythmus. Eddie ist ein phantastischer Freund. Schön, aber
gleichzeitig auch schade, dass wir gleich ankommen. Ich würde so
gerne weiterwandern, zusammen mit meinen beiden Weggefährten.
Richtung Süden, der Sonne entgegen ..
Ende
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